Streitbare Gewerkschaft nützt Zeitarbeitern

Ithaca (07.02.2022) –

Zeitarbeiter verdienen laut einer Studie der Cornell University http://cornell.edu um 21 Prozent mehr, wenn sie in einem Unternehmen mit Gewerkschaft tätig sind. “Überraschend ist, dass dies nur bei Gewerkschaften gilt, die kämpferisch gegen den Arbeitgeber antreten”, betont Erstautor Adam Seth Litwin. Arbeitet die Arbeitnehmervertretung eher partnerschaftlich mit dem Unternehmen zusammen, ist das zwar gut für die fest angestellte Belegschaft – doch Zeitarbeitern bringt es nichts, heißt es.

Kämpfer gut für Zeitarbeiter

Zeitarbeitskräfte verdienen weniger als Festangestellte. Diese Lohnlücke sollte aber geringer ausfallen, wenn es in einem Unternehmen eine Gewerschaft gibt, so die Annahme der Cornell-Forscher. Um diese zu überprüfen, hat das Team Daten zu 2.500 britischen Arbeitgebern analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Lohnlücke zwischen Zeitarbeitern und fester Belegschaft tatsächlich merklich sinkt, wenn es eine Gewerkschaft gibt, die dem Management kämpferisch entgegentritt. Falls die Arbeitnehmervertretung und Unternehmensführung eher kooperativ agieren, nützt das zwar den festen Mitarbeitern – doch auf das Wohl von Zeitarbeitern achtet dann offenbar keiner.

“Die Ergebnisse könnten manche ‘progressive’ Gewerkschafter verärgern”, meint daher Litwin. Denn altmodische, kämpferische Gewerkschaftsbildung sei aus der Mode gekommen, wofür es auch gute Gründe geben möge. “Doch zumindest in Bezug auf die Unterstützung nicht-traditioneller oder nicht zur Kernbelegschaft gehörender Arbeitnehmer sind Gewerkschaften viel hilfreicher, wenn sie gegen das Management antreten, statt mit ihm zusammenzuarbeiten.”

Abwägung des Risikos

Das dem so ist, dürfte den Forschern zufolge mit der Wahrnehmung der Möglichkeit zusammenhängen, dass das Unternehmen feste Belegschaft durch Zeitarbeiter ersetzt. Eine streitbare Gewerkschaft will dieses Risko wohl minimieren, indem sie auch für eine realtiv hohe Entlohnung von Zeitarbeitskräften eintritt – sich ein Ersetzen für das Unternehmen also nicht so sehr lohnt. Wenn Managment und Arbeitnehmervertretung kooperativ agieren, erscheint dagegen das Risiko eines derartigen Schritts gering, sodass die Gewerkschaft keinen großen Druck verspürt, dieses durch entsprechende Forderungen abzufedern.

Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com

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