Zu wenig Kapital bremst Chemie-Start-ups aus

Mannheim (31.10.2022) –

Das Wachstumspotenzial der Chemie-Start-ups wird mangels ausreichender Finanzierung nicht voll genutzt, wie eine neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie zeigt. Demnach braucht gerade die Wachstumsfinanzierung über Wagniskapital neue Impulse.

Zwei Drittel betroffen

Laut den Mannheimer Ökonomen fehlen rund zwei Dritteln der Chemie-Start-ups Finanzierungsmittel. In dieser Sparte sind Wagniskapitalgeber (VC) besonders zurückhaltend: Gemessen an den gesamten VC-Investitionen in Start-ups in Deutschland gehen nur 0,2 Prozent an Neugründungen in der Chemiebranche.

“Chemie-Start-ups haben lange Investitionsphasen von fünf bis zehn Jahren, die Investitionsmittel von häufig mehr als einer Mio. Euro je Start-up sind zudem höher als in anderen Branchen. Hinzu kommen begrenzte Exit-Optionen sowie Zielmärkte, auf denen bereits oft Unternehmen tätig sind und die somit meist nur beschränkte kurzfristige Wachstumsperspektiven bieten”, so ZEW-Studienautor Christian Rammer.

IT und Biotechnologie

Von den gesamten VC-Investitionen fließt der Löwenanteil an die Branchen IT und Biotechnologie, die sich vor allem bei der Höhe der Investitionskosten von Chemie-Start-ups unterscheiden. Um Prototypen oder Laboranwendungen auch in großem Umfang zu produzieren, brauchen Chemie-Start-ups oft kostspielige technische Anlagen und sehr qualifizierte Mitarbeiter. Hinzu kommen hohe regulatorische Anforderungen für die Genehmigung von Anlagen und Produkten, heißt es.

Gerade Chemie-Start-ups widmen sich Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und der Energiewende: Für mehr als ein Drittel sind ökologische Fragen zentral für ihr Geschäftsmodell. Darüber hinaus bietet knapp die Hälfte einzelne nachhaltige Produkte und Dienstleistungen an. Jungunternehmen können wegen der Finanzknappheit ihr Wachstumspotenzial nicht voll ausschöpfen. Die hohe Nachfrage nach klimafreundlichen Lösungen lässt sich somit nicht bedienen.

Florian Fügemann,
fuegemann@pressetext.com

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.