Inflation in Großbritannien könnte bald sinken

London (05.06.2023)

Laut einer Umfrage der Bank of England (BoE ) wollen britische Unternehmen sowohl die Erzeugerpreise als auch Löhne und Gehälter im kommenden Jahr langsamer anheben als noch vor einem Monat geplant. Das könnte die Angst der politischen Entscheidungsträger vor einer Fortdauer der hohen Inflation lindern. Catherine Mann, bei der BoE für Wirtschafts- und Finanzpolitik zuständig, zufolge hat Großbritannien derzeit allerdings noch ein größeres Inflationsproblem als die USA oder die Eurozone.

Niedrigste Werte seit einem Jahr

Die im Mai befragten Unternehmen beabsichtigen, die Preise im kommenden Jahr um 5,1 Prozent zu erhöhen, gegenüber 5,9 Prozent in der Umfrage im April. Das ist der niedrigste Wert seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 und liegt deutlich unter dem Anstieg von 7,6 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Löhne und Gehälter sollen um 5,2 Prozent steigen. Das ist der niedrigste Stand seit Juli 2022. Im April lag die Erwartung noch bei 5,4 Prozent.

Die BoE hatte zwischen dem 5. und 19. Mai dieses Jahres 2.348 Unternehmen befragt. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht bekannt, dass die jährliche Verbraucherpreisinflation von 10,2 auf 8,7 Prozent gesunken war. Die Unternehmen erwarten, dass der Verbraucherpreisindex in einem Jahr bei nur noch 5,9 Prozent liegen wird, gegenüber 5,6 Prozent in der Umfrage vom April, und dass die Inflation in drei Jahren auf 3,5 Prozent sinkt.

BoE will Leitzinsen anheben

Vor der COVID-19-Pandemie wollten die von der BoE befragten Unternehmen in der Regel Preise, Löhne und Gehälter um nur zwei bis drei zwei bis drei Prozent pro Jahr zu erhöhen, was nahe am Inflationsziel der BoE von zwei Prozent liegt. Die BoE hat indes angekündigt, die Zinssätze über das aktuelle Niveau von 4,5 Prozent anzuheben, wenn die Inflation anhält. Seit der Veröffentlichung der höher als erwarteten Inflationsdaten für April haben die Märkte darauf gewettet, dass die Zinsen später in diesem Jahr einen Höchststand von 5,5 Prozent erreichen werden.

Wolfgang Kempkens,
kempkens@pressetext.com