Farbige bei Jobsuche oft gezielt diskriminiert

Madrid/Berlin/Amsterdam (19.04.2023) –

Töchter und Söhne von Migranten, die eine europäische Staatsangehörigkeit, aber keine weiße Hautfarbe haben, finden hierzulande schwieriger einen Job. Forschern der Universidad Carlos III de Madrid, der Universität Amsterdam, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) haben untersucht, inwieweit die Zugehörigkeit zu einer Minderheit mit nicht-weißer Hautfarbe eine zusätzliche Quelle der Diskriminierung ist.

Chancen sinken um ein Fünftel

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Arbeitgeber für einen farbigen Kandidaten interessiert, ist in Deutschland, Spanien und den Niederlanden um zehn bis 20 Prozent geringer. Die Kombination aus ethnischer Herkunft und Phänotyp kann den Experten nach zu einem ernsthaften Diskriminierungsproblem in Europa führen. Für die Studie haben die Experten die Antworten von fast 13.000 europäischen Unternehmen auf fiktive Bewerbungen mit Fotos und Lebensläufen analysiert.

Bei allen fiktiven Antragstellern handelte es sich um junge europäische Staatsangehörige, deren Eltern in vier großen Regionen der Welt (Europa/USA, Maghreb/Naher Osten, Lateinamerika/Karibik sowie Asien) geboren sind. Diese ethnische Abstammung wurde in den Lebensläufen hauptsächlich durch die vollständigen Namen der Antragsteller angegeben. Die in den Lebensläufen verwendeten Fotografien wurden sorgfältig ausgewählt, um in ihrer körperlichen Attraktivität vergleichbar zu sein, unterschieden sich jedoch entscheidend in ihrem Erscheinungsbild in vier phänotypischen Gruppen.

Signifikante Diskriminierung

“Nach unseren Schätzungen müssen Bewerber maghrebinischer und nahöstlicher Abstammung in den drei untersuchten Ländern etwa 50 Prozent mehr Bewerbungen einreichen, um einen Anruf von Arbeitgebern zu erhalten, als Bewerber mit identischen Lebensläufen, aber mit europäischen Namen und weißen Phänotypen”, sagt Susanne Veit, Leiterin des DeZIM-Labors. Die Diskriminierung von Bewerbern mit schwarzen Phänotypen und europäischen oder amerikanischen Eltern sei etwas geringer, aber ebenfalls signifikant.

Wolfgang Kempkens
kempkens@pressetext.com

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