Weiterbildung von sozialen Ungleichheiten geprägt


Leipzig (08.08.2016) -

"Erfolg durch Weiterbildung":
Zugang variiert
(Foto: pixelio.de/Lindas Fotowelt)

Beim Zugang zu beruflichen Weiterbildungen in Deutschland gibt es nach einer neuen Studie des Soziologen Alexander Yendell von der Universität Leipzig https://zv.uni-leipzig.de noch immer gravierende soziale Ungleichheiten. Geschlecht, Bildung und die Stellung in der Betriebshierarchie hätten wesentlichen Einfluss auf die Chance, sich weiterzubilden. Der Experte wertete Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von über 12.000 Privathaushalten in Deutschland, aus.

Bildung als Schlüssel

"Sobald Kinder ins Spiel kommen, sind Frauen benachteiligt, weil sie dann kaum Zeit dafür haben und Unternehmen seltener in Weiterbildungen von Frauen investieren. Männer mit Kindern haben dieses Problem eher nicht", so Yendell. Allerdings nähmen in Vollzeit arbeitende Frauen mittlerweile mehr an beruflichen Weiterbildungen teil als in Vollzeit tätige Männer. Einen größeren Einfluss noch als das Geschlecht hat die Bildung. Seit 1989 liegt die Weiterbildungsquote bei Menschen mit Hauptschulabschluss bei nur 15 Prozent, bei Menschen mit Abitur bei 45 Prozent.

"Im Grunde genommen wissen wir gar nicht genügend über die Entscheidungsprozesse hinsichtlich Weiterbildung in Unternehmen. Vermutlich spielen hier Machtspiele zwischen Personen und Abteilungen in Betrieben eine entscheidende Rolle", sagt Yendell. Auch der Status in der Firmenhierarchie beeinflusse die Verteilung von Weiterbildung. So hat eine Führungskraft eine 4,2-mal so hohe Chance auf eine Weiterbildung als ein Erwerbstätiger mit einfacher Aufgabe, Fachkräfte eine 1,9-mal so hohe.

"Ungleichheiten sehr robust"

"An beruflicher Weiterbildung nehmen trotz des Postulats vom lebenslangen Lernen viele Menschen nicht teil. Über den gesamten Zeitraum zwischen 1989 und 2008 sind die Ungleichheiten sehr robust. Es gilt das Matthäus-Prinzip, wer da hat, dem wird gegeben. Wer beispielsweise Führungskraft ist, der bekommt auch Zugang zur beruflichen Weiterbildung und muss nur selten dafür bezahlen. Umgekehrt gilt: Wer in der Betriebshierarchie unten steht, der bekommt auch weniger Weiterbildung und muss sich häufiger selbst um Fortbildung kümmern, wenn er daran teilnehmen möchte", resümiert Yendell.



pressetext.redaktion,
Florian Fügemann



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