Verlorene Wahlen mindern die Produktivität


Waterloo (17.09.2018) -

Wählen:
Das kann die Arbeitsmoral gefährden
(Foto: Arnaud Jaegers, unsplash.com)

Unternehmen sollten möglichst davon absehen, besonders wichtige Aufgaben oder Meetings ausgerechnet an den Tagen nach einer Wahl anzusetzen. Das raten Forscher der University of Waterloo https://uwaterloo.ca . Denn eine Untersuchung der US-Präsidentenwahl 2016 hat gezeigt, dass Wahlverlierer, also Clinton-Wähler, danach zeitweilig weniger produktiv waren. Die Trump unterstützenden Wahlsieger dagegen waren nicht einmal kurzfristig engagierter.

Arbeit wird beeinflusst

Es ist schon länger bekannt, dass das alltägliche Leben beispielsweise in Form familiärer Probleme die Produktivität von Arbeitnehmern beeinflusst. Für einzelne, kurze Ereignisse war das laut der University of Waterloo bisher nicht so gut erforscht. "Auch diskrete Ereignisse wie Präsidentenwahlen können Auswirkungen auf den Arbeitsplatz haben", sagt nun Psychologieprofessor James Beck. Das belegt die aktuelle Studie, für die das Team teilnehmende US-Wähler ihr berufliches Engagement und ihre Leistung eine Woche vor, am Tag nach und eine Woche nach der Präsidentenwahl bewerten ließ.

Vor der Wahl waren beide Wählergruppen gleich engagiert. Unmittelbar nach der Niederlage haben Clinton-Wähler aber von merklich gesunkenem Engagement und Performance berichtet. Bereits nach einer Woche hatten sich diese aber wieder normalisiert. Bei den Wahlgewinnern hingegen gab es, entgegen den ursprünglichen Erwartungen der Forscher, laut der Studie keine Steigerung bei Engagement oder Performance nach den Wahlen. Netto erscheint der Nachwahltag somit als ein denkbar schlechter für die Wirtschaft. Die Wissenschaftler schätzen, dass die USA am Tag nach den Präsidentenwahlen 700 Mio. Dollar an Produktivitätsverlust erlitten haben.

Lieber nichts riskieren

Unternehmen rät das Team jedenfalls, lieber auf Nummer sicher zu gehen und wirklich Wichtiges nicht ausgerechnet am Tag nach Wahlen erledigen zu wollen. "In den Tagen unmittelbar nach einer Wahl mag es besonders wichtig sein, Arbeitsziele klar zu kommunizieren, damit Angestellte auf Schiene und motiviert bleiben", meint Beck.

"Viele Menschen haben starke politische Identitäten, was Wahlen zu einem persönlichen Ereignis macht", erklärt der Psychologe. Das könnte nicht nur erklären, warum sich Wahlergebnisse so deutlich auf die Arbeit auswirken, sondern lässt auch vermuten, dass ähnliches auch für andere Ereignisse von gefühlt großer persönlicher Bedeutung gelten könnte. Die Forscher verweisen beispielsweise auf Gedenktage oder Sportereignisse.


Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com






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