Rechtsstreit um Kündigung wegen Krebs eskaliert


San Francisco (17.03.2016) -

Patientin:
im Job als "ekelhaft" beschimpft
(Foto: Flickr.com/michellehurwitz)

Die für Diagnosetests für Brust-, Prostata- und Dickdarmkrebs bekannte US-Firma Genomic Health https://genomichealth.com wird von ihrer eigenen ehemaligen Vizepräsidentin verklagt, weil sie angeblich einzig und allein wegen ihrer wieder aufkeimenden Krebserkrankung gekündigt wurde. Dabei soll ihre Krankheit ursprünglich sogar mit ein Grund gewesen sein, warum sie den Job überhaupt bekommen hatte. In den USA sorgt der Streitfall bereits für enorme Aufregung und hat eine heftige Diskussion um die Behandlung von Krebskranken am Arbeitsplatz ausgelöst.

Beschimpfung statt Urlaub

"Ich habe im Dezember 2013 zunächst als Beraterin bei Genomic Health angefangen und wurde dann im darauffolgenden Januar eingestellt. Schon in meiner ersten Woche hat mir mein damaliger Boss befohlen, eine weibliche Mitarbeiterin zu kündigen, um zu verhindern, dass sie aufgrund ihrer Krankheit bezahlten Urlaub beantragen kann", zitiert "Forbes" aus der Beschwerdeschrift, die Aimee Jungman kürzlich beim San Francisco Superior Court eingereicht hat. In gleicher Weise sei man im Februar 2015 auch mit ihr verfahren, als sich ihr Eierstockkrebs wieder zurückgemeldet habe.

Nach der schrecklichen Diagnose habe sie sofort versucht, bei ihrem Arbeitgeber ein sogenanntes "disability payment" zu beantragen - einen bezahlten Urlaub für die Zeit der Krankheit. Doch ihre Firma habe ihr das mit dem Argument verwehrt, dass ihre Krebserkrankung schon vor ihrer Einstellung diagnostiziert worden sei. Stattdessen wurde ihr geraten, einfach unbezahlten Urlaub zu nehmen. "Eine Jobgarantie nach meiner Rückkehr hätte ich dann nicht gehabt", betont Jungman. Also entschied sie sich dazu, auch während der Chemotherapie weiterzuarbeiten. Dafür wurde sie eigenen Angaben zufolge am Arbeitsplatz sogar noch als "ekelhaft" beschimpft. Im November folgte dann schließlich die Kündigung.

Vorwürfe zurückgewiesen

Genomic Health weist die Vorwürfe vehement zurück. "Obwohl es eigentlich nicht unsere Art ist, laufende rechtliche Verfahren zu kommentieren, weisen wir alle Behauptungen von Frau Jungmann entschieden zurück", heißt es in einem offiziellen Statement. Darin stellt das Unternehmens klar, dass es sich bestimmter Kernwerte verpflichtet sieht, wozu beispielsweise auch ein "respektvoller und mitfühlender Umgang mit anderen Mitarbeitern" zu zählen sei.

Der wirkliche Kündigungsgrund im Fall der ehemaligen Vizepräsidentin liegt laut Ansicht des US-Unternehmens woanders: Jungmann soll mit Patienten in einer ungebührenden Art und Weise kommuniziert haben. Konkret gemeint ist dabei, dass geschäftliche E-Mails von ihr des Öfteren auch von ihrem privaten Konto aus verschickt worden sein sollen. "Das war bei Genomic Health eine durchaus gängige Praxis", kommentiert Jungmann die Vorwürfe.


pressetext.redaktion,
Markus Steiner



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