Polit-Chaos in Ägypten treibt Ölpreis nach oben


Kairo/Stuttgart (03.07.2013) -

Polizei-Einsatz:
Unsicherheit am Ölmarkt
(Foto: flickr/oxfamnovid)

Die gewaltsamen Unruhen in Ägypten hinterlassen nicht nur in den Straßen Kairos, sondern auch am globalen Ölmarkt ihre Spuren. Neben der instabilen Lage in dem Land hat auch ein überraschend starker Rückgang der Lagerbestände den Preis für die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) auf ein 14-Monatshoch klettern lassen. Die Sorte hat um bis zu 2,6 Prozent auf 102,18 Dollar pro Barrel zugelegt. Die europäische Marke Brent hat sich um bis zu 1,5 Prozent auf 105,61 Dollar verteuert.

Angebot komfortabel, Nachfrage verhalten

"Die politische Entwicklung im Nahen Osten spielt hier eine wesentliche Rolle. Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es keine Gründe für einen derartigen Anstieg", erklärt Erdöl-Analyst Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg https://lbbw.de im Gespräch mit pressetext. Das Angebot sei aufgrund der steigenden Kapazitäten in den USA komfortabel. "Die globale Nachfrage ist hingegen verhalten wegen des nachlassenden Wachstums in den Emerging Markets."

Politische Unruhen haben stets Auswirkungen auf den Ölpreis. Schallenberger betont gegenüber pressetext vor allem Ägyptens geografische Nähe zu Saudi-Arabien und anderen wichtigen Spielern am Markt. Dabei handle es sich um "neuralgische Stellen". Krisen in der Region sind immer tendenziell preistreibend. Als Exporteur spielt Ägypten zwar keine Rolle, doch als Herr über den Suezkanal und Transitland von Öl aus Nordafrika und der Golfregion ist das Land nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt, dass WTI gegenüber Brent einiges an Nachholbedarf hatte. Teilweise waren die beiden Sorten 30 Dollar voneinander entfernt. Diese Differenz beträgt mittlerweile nur mehr ein Zehntel dessen.

Lage eskaliert

Angesichts der nüchternen Lage der Weltwirtschaft müsste der Preis für Öl tiefer stehen, so die Einschätzung von Schallenberger, der in den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Ägypten den einzigen Grund für die Preissteigerung sieht. Staatschef Mursi ist seit einem Jahr im Amt (pressetext berichtete: https://pte.com/news/20130411017 ). Der Widerstand gegen den Muslimbruder wird innerhalb der Bevölkerung zunehmend größer. Auch das Militär geht auf Konfrontationskurs zu dem Präsidenten. Die Straßenschlachten der vergangenen Tage forderten bereits Tote.


pressetext.redaktion,
Sebastian Köberl

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