Nigerias Öl-Förderung fällt auf Vier-Jahres-Tief


Lagos (28.08.2013) -

Straßenszene:
Nigerias Öl-Sektor hat Probleme
(Foto: flickr/selena deckelmann)

Die Fördermenge der Erdölindustrie in Nigeria ist mit weniger als 1,9 Mio. Barrel pro Tag auf ein Vier-Jahres-Tief gefallen. Wesentliche Anzeichen für eine Erholung rund um die wichtigste Ressource des Landes gibt es unterdessen nicht. Geht die Produktion weiter zurück, könnte schon bald Angola Nigerias Platz als größter Erdöl-Förderer einnehmen.

"Das Land hat noch immer einen komfortablen Handelsbilanzüberschuss, doch er ist rückläufig", sagt Razia Khan, Chefanalyst in der Afrika-Abteilung von Standard Chartered. Solange keine Wende bei den Öl-Einnahmen zu sehen sei, würden Investoren beunruhigt sein, so Khan gegenüber der Financial Times.

Einigung mit radikalen Militanten

Die Fördermenge war zuletzt Mitte 2009 noch niedriger als derzeit. Danach hat sich die Regierung mit rund 26.000 bewaffneten Militanten auf einen Gewaltverzicht verständigt. Bis 2009 standen Entführungen und Bombenattentate im Umfeld der Ölindustrie an der Tagesordnung. Für dieses Zugeständnis überweist die Regierung monatlich Geld an die Rebellen. Die Gewalt rund um Produktionsstellen und Pipelines konnte dadurch einigermaßen eingedämmt werden.

Doch der Diebstahl boomt. Laut der nigerianischen Extractive Industries Transparency Initiative https://eiti.org/Nigeria gingen dem Staat aufgrund von Diebstahl oder Sabotage zwischen 2009 und 2011 rund 10,9 Mrd. Dollar an potenziellen Öl-Einnahmen durch die Lappen. Pro Tag sind das mehr als 150.000 Barrel (pressetext berichtete: https://pte.com/news/20120627035 ).

US-Schiefergas-Boom spürbar

Doch nicht nur gewerbsmäßige Diebe hemmen den Erdölexport Nigerias. Auch Korruption und Betrügereien in Form unzulässiger Preisabsprachen sind in dem mit Abstand bevölkerungsreichsten Land Afrikas keine Seltenheit. Illegale Machenschaften reichen bis hin zu Regierungsbeamten. Die Ölreserven Nigerias werden auf 37,2 Mrd. Barrel geschätzt. Das ist drei Mal so viel wie jene in Angola. Neben der politischen Instabilität und der Misswirtschaft ist der nigerianische Öl-Sektor jedoch vor ein weiteres Problem gestellt.

Die USA waren lange Zeit der größte Abnehmer von Nigerias Rohöl, doch im Zuge der dortigen wachsenden Schiefergas-Industrie ist auch der Bedarf der US-Amerikaner gesunken. Im vergangenen Februar haben die USA von Nigeria nur mehr 194.000 Barrel pro Tag importiert, der niedrigste Stand seit 18 Jahren. Die Suche nach alternativen Absatzländern läuft.

Währenddessen erhöhen die Entdeckung von neuen Öl- und Gasfeldern in Ghana und Mosambique den Druck. Konzerne aus der Branche haben dadurch eine größere Auswahlmöglichkeit. Die nigerianische Regierung spricht schon seit Jahren davon, die Fördermenge auf täglich vier Mio. Barrel erhöhen zu wollen. Die Realität sieht jedoch anders aus. Abgabenerhöhungen machen Erdölkonzernen neue Projekte wenig schmackhaft.


pressetext.redaktion,
Sebastian Köberl

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