Köderwurm-Industrie fischt Milliarden aus dem Meer


Portsmouth (19.10.2016) -

Köderwurm:
Sieht bescheiden aus, ist aber viel wert
(Foto: port.ac.uk)

Der einfache Seeringelwurm an der Angel ist als Wirtschaftszweig milliardenschwer. Die globale Köderwurm-Industrie fischt jährlich Vielborster im Wert von fast sechs Mrd. Pfund aus den Meeren, so eine Studie von Forschern der University of Portsmouth https://port.ac.uk . Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Kilopreis teils weit höher liegt als bei Delikatessen wie Hummer. Teuer zu stehen kommt das auch der Umwelt.

Wertvolle Würmer

Ein Köderwurm wirkt nicht nach viel. "Dass sie wertvoller sind als teurere Delikatessen wie Hummern und Austern ist schon erstaunlich", meint Erstautor Gordon Watson, Meeresökologe in Portsmouth. So kostet der "Blutwurm" (Glycera dibranchiata) in den USA 150 Pfund pro Kilo und damit etwa das Vierfache von Hummer. Auch der an Großbritanniens Küsten gefangene Seeringelwurm (N. virens) bringt gutes Geld. Allein geschätzte 1.600 Tonnen jährlichen britischen N.-virens-Fangvolumens sind den Forschern zufolge 52 Mio. Pfund wert.

Aufgrund von Daten dreier britischer Köderwurm-Fischereien und Analysen existierender Literatur kommt das Portsmouth-Team zu dem Schluss, dass der gesamte Köderwurm-Markt in Großbritannien 142 Mio. Pfund pro Jahr ausmacht. Global gesehen sind es gar 5,9 Mrd. Pfund pro Jahr, die mit 121 Mio. Tonnen an aus Küstengewässern gefangenen Vielborstern wie dem Blutwurm und N. virens erwirtschaftet werden. Die Kehrseite der Medaille ist der Einfluss der Fangaktivitäten auf die Umwelt.

Massiver Umwelteinfluss

Die gefischten Mengen sind gewaltig. In drei beliebten Köderwurm-Fischgebieten an der südenglischen Küste werden im Schnitt 1,4 Kilo Würmer pro Person und Stunde gefangen. "Die Gewinnung hat ernstzunehmende physische Auswirkungen, sowohl durch das Entfernen der Köderwürmer als auch das Umwühlen von Küstensediment", warnt Watson. Denn das Ausmaß der Köderwurm-Industrie hat Folgen für Warvögel und andere geschützte Arten und Lebensräume. "Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse die Leute bewegen, diese Fischereien genau zu bewerten und sicherzustellen, dass sie in Zukunft effektiv verwaltet werden", so der Meeresökologe.

Zum Fachartikel "Bait worms: a valuable and important fishery with implications for fisheries and conservation management": https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/faf.12178/full



Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com



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