Katalonien-Konflikt lähmt Spaniens Wirtschaft


Kiel (02.10.2017) -

Sagrada Familia:
Wahrzeichen Barcelonas
(Foto: pixelio.de/Konstantinos Dafalias)

Der Konflikt um den zukünftigen Status Kataloniens droht die wirtschaftliche Erholung Spaniens zu gefährden. Aber auch das wirtschaftsstarke Katalonien profitiert von den Verflechtungen mit anderen Regionen Spaniens und letztlich auch vom freien Zugang zum EU-Binnenmarkt. Eine einseitige Unabhängigkeit würde diese wichtigen Bande zerschneiden, sagen Forscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) https://ifw-kiel.de in ihrer aktuellen Analyse zum spanischen Unabhängigkeitsreferendum.

Wirtschaftlich stark

In den vergangenen Jahren hat Spanien die akute Wirtschafts- und Finanzkrise hinter sich gelassen. Katalonien hat, zusammen mit anderen wirtschaftsstarken Regionen Spaniens, deutlich zur Erholung der spanischen Volkswirtschaft beigetragen. Katalonien und die Region Madrid steuern mit je 19 Prozent die höchsten Anteile zum spanischen BIP bei. Eine besondere Stärke liegt im industriellen Sektor.

"Die größte Stärke hat Katalonien bei chemischen und pharmazeutischen Produkten. Die Provinz hat hier nach aktuellen Zahlen der Industriestatistik einen besonders deutlichen Vorsprung vor dem restlichen Spanien", so IfW-Analyst Klaus Schrader. Eine weitere besondere Stärke sei der Export. "Nicht nur, dass Katalonien die absolut höchsten Exportwerte aller spanischen Regionen aufweist: 2016 waren es mit 65,1 Mrd. Euro sogar mehr als die Exporte der Region Valencia und der Hauptstadtregion Madrid zusammengenommen."

Gefährliche Unabhängigkeit

Trotz aller wirtschaftlichen Stärke Kataloniens dominiert die abtrünnige Provinz nicht die spanischen Wirtschaftsstrukturen und hat wie andere Regionen auch Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Katalonien profitiert von Verflechtungen mit anderen Teilen Spaniens und dem EU-Binnenmarkt, was durch eine einseitige Unabhängigkeitserklärung zur Disposition stünde.

"Die gerade im Zeitalter der Globalisierung wichtigen Produktions- und Lieferketten würden insbesondere zulasten katalanischer Standorte gestört. Die Offenheit der innerspanischen und europäischen Grenzen müsste gerade in der wirtschaftlichen Situation Kataloniens ein besonderes Gewicht haben", betont Schrader abschließend. Einseitige Akte zur Erlangung einer staatlichen Unabhängigkeit seien in dieser Hinsicht besonders kontraproduktiv.



Florian Fügemann,
fuegemann@pressetext.com



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