Harter Brexit: Banken schmieden erste Fluchtpläne


London (19.01.2017) -

Brexit:
Finanzbranche bringt sich in Stellung
(Foto: pixelio.de, Bernd Kasper)

Die Ankündigung eines harten Brexit durch die britische Premierministerin Theresa May lässt viele Großbanken laut über Job- und Geschäftsverlagerungen in die EU nachdenken. In einer Grundsatzrede zum Brexit sagte sie, Großbritannien werde aus dem EU-Binnenmarkt ausscheiden. Stattdessen soll es einen umfassenden Freihandelsvertrag mit der EU geben. Auch der Zollunion in ihrer bisherigen Form will Großbritannien nicht mehr angehören.

Als Reaktion darauf haben die Schweizer UBS und auch die britische HSBC angekündigt, statt London andere Standorte in der EU in Betracht zu ziehen. Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs beabsichtigt den Standort Frankfurt zu stärken. Wie auch die britische Großbank Lloyds, die laut einem Bloomberg-Bericht Verlagerungen nach "Mainhattan" anstrebt.

Tausende Jobs betroffen

Auch wenn viele Entscheidungen über entsprechende Verlagerungen noch nicht endgültig getroffen sind, zeichnen sich bereits jetzt schon gewisse Tendenzen ab: UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber kündigte an, etwa 1.000 Jobs an andere Standorte zu verschieben, sollte Großbritannien keinen Zugang zum Binnenmarkt erhalten. Noch gelte es abzuwarten, was bei einem Brexit-Deal herauskomme, doch man müsse für alle Fälle planen. "Wir haben das größtenteils bereits gemacht", so Weber in einem Interview mit der "BBC".

Ähnlich gewappnet ist das HSBC-Management, wobei der Umzug ebenfalls nicht über Nacht geschieht. Das einflussreiche britische Geldhaus besitze in Frankreich die Geschäftsbank CCF und könne daher recht langsam vorgehen, unterstreicht HSBC-Chef Stuart Gulliver. Andere Wettbewerber, die keine Töchter auf dem Kontinent hätten, müssten schneller agieren. Etwa 20 Prozent des Handelsgeschäfts will Gulliver offenbar nach Paris verlagern.

Massive Umstrukturierungen

Wie das "Handelsblatt" schreibt, will Goldman Sachs bei einem Brexit die Mitarbeiterzahl in London halbieren und eine Europa-Bank in Frankfurt gründen. Die Zahl der Mitarbeiter in Großbritannien dürfte auf etwa 3.000 sinken. Das Institut wolle Stellen innerhalb von Europa und in die Zentrale nach New York verlagern. Die Bank erwäge bis zu 1.000 Beschäftigte nach Frankfurt zu verlegen. Ein Teil der bisher in London angesiedelten Stellen von Goldman Sachs soll dem Bericht zufolge an andere Standorte in Europa umziehen.

In dem Bericht von heute, Donnerstag, heißt es zudem: Back-Office-Mitarbeiter sollen nach Warschau, Investmentbanker, die etwa französische oder spanische Unternehmen bei IPOs oder Übernahmen beraten, näher an ihre Kunden, also nach Frankreich oder Spanien. Stellen von Mitarbeitern ohne Kundenkontakt im Handelsgeschäft würden in die New Yorker Zentrale der Bank umziehen. "Gewisse Funktionen werden stärker in den USA zentralisiert, in Europa werden wir hingegen eher dezentraler", sagte ein Insider dem "Handelsblatt".



Florian Fügemann,
fuegemann@pressetext.com



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