Elektromobilität in Deutschland


Stuttgart (04.05.2016) -

Mit der eingeführten Kaufprämie für Elektroautos fällt der Preisaufschlag für die betroffenen Modelle deutlich, allerdings noch nicht genug. Im Durchschnitt der betroffenen Modelle liegt er noch bei ca. 20 Prozent.

Nach langer Diskussion hat die Bundesregierung vergangene Woche eine Kaufprämie für Elektroautos verabschiedet. Der Kauf eines reinen Elektroautos wird mit 4.000 Euro gefördert, Plug-in-Hybride mit 3.000 Euro. Betroffen von der Kaufprämie sind allerdings nicht alle Stromer in Deutschland: Sie gilt nur für Autos mit einem Basispreis unter 60.000 Euro und sofern sich der Hersteller verpflichtet, die Hälfte der Prämie zu zahlen. Die beschlossene Förderung reicht jedoch laut Experten der Managementberatung Horváth & Partners nicht aus, um der Elektromobilität in Deutschland kurzfristig zum Durchbruch zu verhelfen.

Unter der Annahme, dass sich alle Hersteller an der Prämie beteiligen, fällt der durchschnittliche Preisaufschlag der geförderten reinen Stromer gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor gemäß Analysen der Berater von 40 auf knapp über 20 Prozent, bei Plug-in-Hybriden von 27 auf 17 Prozent. Die Bandbreite ist dabei relativ groß, einzelne Modelle sind dank der Kaufprämie weniger als 10 Prozent teurer als vergleichbare konventionell angetriebene Modelle.

Zur Ermittlung der Werte für den Preisaufschlag ordnen die Berater den aktuell verfügbaren Elektromodellen entsprechende Referenzfahrzeuge zu, die in Bezug auf Kriterien wie Motorisierung, Größe, Ausstattung und Markenstärke vergleichbar sind. Auf dieser Grundlage vergleichen sie die jeweiligen Preislisten.

"Die Elektromobilität in Deutschland kann jede Unterstützung gebrauchen", ist Dr. Oliver Greiner, Partner bei Horváth & Partners und Leiter der Studie "Fakten-Check Mobilität 3.0", sicher. "Allerdings wird die Kaufprämie allein noch keinen Durchbruch bringen."

Insbesondere zwei Gründe sprächen dagegen. Zum einen sei der Anreiz nicht hoch genug, um den Aufpreis von Elektroautos gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu kompensieren. "Erst ab einer Preisdifferenz unter 10 Prozent zwischen Stromer und Verbrenner erwarten wir, dass der höhere Preis bei der Wahl eines Elektroautos keine entscheidende Rolle mehr spielt", gibt Co-Autor Heiko Fink zu bedenken. Das gelte aber aktuell noch für zu wenige Fahrzeugmodelle.

Darüber hinaus sei das Portfolio der begünstigten Fahrzeuge noch nicht attraktiv genug. Die Prämie fördere insbesondere kleinere Fahrzeuge mit relativ geringer Reichweite. "Die aktuelle Auswahl an begünstigten Fahrzeugen in diesem Segment ist nur eingeschränkt dafür geeignet, eine emotionale Sehnsucht nach Elektroautos zu fördern, wie es z. B. Tesla mit dem Model S und mit der Ankündigung des Model 3 gelungen ist", so der Automobilexperte. Potenzielle Käufer würden weniger von "Stadtautos" angezogen, sondern von echten Alternativen zu ihren bestehenden Fahrzeugen.

Langfristig gesehen sind die Berater jedoch überzeugt: Die Elektromobilität wird sich durchsetzen. Wichtige Treiber dafür seien zum einen, dass die Automobilhersteller größere Reichweiten in ihre Fahrzeuge verbauen wollen (was durch den fallenden Preis der Batteriezellen möglich wird) und zum anderen, dass die Bundesregierung die Ladeinfrastruktur weiter deutlich ausbauen möchte. Diese ist aus Sicht der Berater allerdings bereits besser als ihr Ruf, da vermehrt Hotels, Kaufhäuser, Parkhäuser usw. Ladepunkte anbieten. Nicht allein die Anzahl der Ladepunkte, sondern vor allem ihre strategisch günstige Lage entlang der täglichen Fahrstrecken sei entscheidend.

Über die Studie:
Im Rahmen des "Horváth & Partners Fakten-Check Mobilität 3.0" analysieren die Berater seit 2010 jährlich die Entwicklung wesentlicher Treibergrößen der Mobilität in Deutschland. Auf der Grundlage der verwendeten Ist-Werte rechnen sie dabei das aktuelle Wachstumsmomentum auf das Jahr 2020 hoch. Dieser Hochrechnung werden entsprechende Zielwerte gegenübergestellt. So lassen sich Aussagen zur Wahrscheinlichkeit des Erreichens relevanter Schlüsselgrößen der Mobilität im Jahr 2020 treffen.



Horváth AG,
Jocelyne Bückner



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