Deutsche Wirtschaft kühlt sich merklich ab


Wiesbaden/Berlin (22.02.2019) -

Kranflasche: deutscher Konjunkturmotor stottert
(Foto: pixabay.de, MichaelGaida)

Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2018 nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt, wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) https://destatis.de hervorgeht. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts lag von Oktober bis Dezember bei null Prozent. Bereits im dritten Quartal erlitt die Wirtschaft einen Verlust von 0,2 Prozent. Bei zwei aufeinander folgenden Quartalsverlusten spricht man von einem Defizit. Als Hauptgrund für die Stagnation gilt die Autoindustrie, die sich erst an den neuen Abgasprüfzyklus anpassen muss.

DIW-Experte bleibt optimistisch

"Wir bleiben - insbesondere für die erste Jahreshälfte 2019 - optimistisch. Für die jüngsten, schwächeren Zuwächse waren vorübergehende Sonderfaktoren verantwortlich: Die Automobilhersteller erhalten nur nach und nach die Zulassungen für ihre Modelle, gemäß dem neuen Abgasprüfverfahren. Solange die Zertifizierung für einen Fahrzeugtyp nicht abgeschlossen ist, ist der Verkauf gestoppt und die Produktion liegt auf Eis", so Simon Junker, Konjunkturexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) https://diw.de , im Gespräch mit pressetext.

Auch die lange Dürreperiode des vergangenen Jahres hat dem Fachmann zufolge zudem zu Niedrigwasser geführt und damit für den Transport von Waren wichtige Wasserwege zeitweise lahmgelegt. "Abgesehen von diesen Sonderfaktoren entwickelt sich die deutsche Wirtschaft aber nach wie vor solide", ergänzt Junker. "Da die Hemmfaktoren größtenteils weggefallen sind - die Fahrzeughersteller dürften zunehmend den Zertifizierungsprozess abwickeln, die Schifffahrtswege sind seit Dezember wieder zugänglich - wird wohl auch ein guter Teil der Produktionsausfälle nachgeholt. Dafür sprechen auch die Auftragsbestände, die auf Rekordniveau liegen. Dies dürfte die Wirtschaft im ersten Quartal merklich anschieben."

Investitionen verhindern Defizit

Ein Defizit wurde hauptsächlich durch Inlandsinvestitionen verhindert. Vor allem Bauprojekte und Konsum waren hier entscheidend. Claus Michelsen, Leiter der Abteilung Konjunktur am DIW, sieht in diesem Bereich aber Luft nach oben: "Die Investitionen sind in Deutschland relativ schwach - sowohl die privaten, als auch die öffentlichen. Hier kann der Staat und insbesondere die Kommunen mehr tun. Dies würde einerseits den Verschleiß der Infrastruktur stoppen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Für Unternehmen könnten die Abschreibungssätze für Anlagegüter verändert werden. Dies hätte zur Folge, dass mehr investiert würde und das Bruttoanlagevermögen unter dem Strich moderner wäre."

Positive Ergebnisse gab es auch bei der Zahl der Erwerbstätigen und den Brutto- und Nettolöhnen. Die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2018 wurde von 45,2 Mio. Erwerbstätigen erbracht, insgesamt 507.000 Personen mehr als 2017. Das Bruttonationaleinkommen war um drei Prozent höher 2017.

Aufgrund des bevorstehenden Brexit und dem Handelsstreit zwischen den USA und China gibt es viele Unsicherheiten, wodurch die deutsche Wirtschaft weiter belastet werden könnte. Michelsen dazu: "Dies sind vor allem Faktoren, die zu Verunsicherung führen und auf die Investitionsbereitschaft drücken. Die Ausfuhren nach China haben ebenfalls gelitten - ob dies allerdings auf die Handelsstreitigkeiten zurückzuführen ist, ist unklar. Zölle auf Kfz würden Deutschland besonders treffen. Das Interesse ist daher groß, dass es zu einer Einigung kommt. Der Brexit ist ebenfalls ein omnipräsentes Thema: Hier gehen wir derzeit nach wie vor von einer Lösung aus. Gleichwohl wird die Zeit hierfür knapp."


pressetext.redaktion,
Georg Haas



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