Wirtschaftswissenschaft: Mathe bremst Frauen aus


Southampton (03.11.2014) -

Rechnen:
Wäre gut fürs Wirtschaftsstudium,
(Foto: Thorben Wengert, pixelio.de)

Frauen sind in den Wirtschaftswissenschaften in Großbritannien deutlich unterrepräsentiert, so das Ergebnis einer Studie der University of Southampton https://www.southampton.ac.uk . Dafür mitverantwortlich machen die Forscher eine unzureichende Mathematik-Vorbildung. Da Ökonomen oft einflussreiche Positionen besetzen, kann der resultierende Mangel an weiblichen Wirtschafts-Absolventinnen demnach weitreichende Konsequenzen haben. Auch die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern könnte mit darauf zurückzuführen sein.

Während Frauen 57 Prozent aller Studenten an britischen Universitäten ausmachen, sind es in den Wirtschaftswissenschaften nur 27 Prozent. "Diese Unterrepräsentanz von Frauen bei Ökonomie-Abschlüssen könnte große Auswirkungen auf die Politikgestaltung haben", warnt Studienleiter Mirco Tonin. Immerhin besetzen Ökonomen viele einflussreiche Positionen in Think Tanks, Ministerien, Zentralbanken und Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Ein Mitgrund für die Unterrepräsentanz der Frauen orten die Forscher schon in der Schulbildung, insbesondere dem Mathematik-Bildungsniveau.

Wenig Mathe-Abiturientinnen

Ähnlich wie beim deutschen Abitur gibt es in Großbritannien wählbare Leistungskurse, die sogenannten A-Levels. "Mädchen haben seltener A-Levels in Mathematik als Jungen, und das könnte eine Hürde bei der Bewerbung um ein Wirtschaftsstudium darstellen", erklärt Tonin. Damit trägt das Fach dazu bei, dass sich weniger als halb so viele junge Frauen um Wirtschaftsstudien bewerben als junge Männer. Allerdings entscheiden sich der Studie zufolge selbst Studienanfängerinnen mit Mathematik-A-Level seltener für Wirtschaft als ihre männlichen Gegenstücke. Dabei haben Frauen, die Wirtschaftsstudien wagen, im Schnitt bessere Mathe-Kenntnisse als Männer.

Als problematisch sehen die Forscher den geringen Frauenanteil in Wirtschaftsstudien unter anderem deshalb, weil Frauen Untersuchungen zufolge zu anderen politischen Entscheidungen tendieren als Männer. Letztere sehen beispielsweise eher Kosten, die mit staatlichen Eingriffen in Arbeitsmarkt verbunden sind. Zudem sind studierte Ökonomen oft vergleichsweise gut bezahlt. Der geringe Frauenanteil dürfte also auch das Problem der Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern verschärfen.

Universitäten schuldlos

Die britischen Universitäten selbst können der Studie zufolge nichts für den geringen Frauenanteil in Wirtschaftstudien. Denn Bewerberinnen wird ebenso wahrscheinlich ein Studienplatz angeboten wie Bewerbern und sie nehmen diesen auch genauso gern an. Für die Forscher liegt es daher auf der Hand, schon Schülerinnen geeignet zu fördern. "Wenn mehr Mädchen Kompetenz in Mathematik erwerben, dürften mehr Wirtschaftsstudien belegen und daher eher Zugang zu politisch einflussreichen Positionen finden, von denen aus sie mehr Gleichberechtigung fördern können", meint Jackline Wahba, Wirtschaftsprofessorin an der University of Southampton.


pressetext.redaktion,
Thomas Pichler



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