UK: Watchdog fordert Wandel am Audit-Markt


London (18.04.2019) -

Beratung:
Trennung von Wirtschaftsprüfung gefordert
(Foto: pixabay.com, 462634)

Der britische Wettbewerbs-Watchdog Competition and Markets Authority (CMA) https://gov.uk/cma empfiehlt eine komplette Überholung des Rechnungswesen-Marktes. So sollen Wirtschaftsprüfung und Beratungsdienste komplett getrennt werden. Die CMA empfiehlt auch ein verpflichtendes "Joint Audit System", bei dem einer von den "Big Four" in der Unternehmensberatung (KPMG, Deloitte, PwC und EY) zusammen mit einem kleineren Beratungsunternehmen an Audits arbeitet.

Mehr Regulierung gefordert

"Es ist definitiv richtig, Wirtschaftsprüfung und Beratungsdienste voneinander zu trennen. Nur dann funktionieren Checks und Balances", meint Bernd Höhne, Geschäftsführer von Q-One, im Gespräch mit pressetext. Höhne zufolge müssten die Abhängigkeiten zwischen Prüfern und Kunden weiter abgebaut werden. Das wäre sehr im Sinne des Wettbewerbs. Höhne zeigt aber wenig Zuversicht, dass die Empfehlung des CMA die Situation verbessern wird. Denn die meisten Regierungen seien nicht an echten Checks und Balances auf diesem Markt interessiert.

Die Big Four stehen in Großbritannien jedenfalls unter scharfer Kritik. Mitglieder des Parlaments fordern strengere Regulierung. Rachel Reeves, Vorsitzende des Business, Energy and Industrial Committee im Unterhaus, begrüßt daher die Empfehlungen der CMA. "Wir stimmen zu, dass es höchste Zeit ist, die Wirtschaftsprüfung von den Beratungsdiensten zu trennen, um die Interessenskonflikte zu bekämpfen, die schon zu lange bestehen", meint Reeves. Es sei wichtig, den Markt aus dem "Würgegriff" der Big Four zu befreien. In den Jahren 2016 und 2017 haben die vier Beratungsfirmen 97 Prozent der FTSE 350-Audits und 99 Prozent der FTSE 100-Audits durchgeführt. Die CMA-Empfehlungen sind unter anderem eine Reaktion auf den Zusammenbruch von Unternehmen wie Carillion, das von KPMG beraten wurde, berichtet die "BBC".

Politik muss engagierter werden

Höhne zufolge sind Regulierungsmaßnahmen in diesem Bereich oft zu halbherzig. In Deutschland wurde ein verpflichtender Wechsel zwischen Kunde und Prüfungsunternehmen eingeführt, um die Interessen stärker zu trennen. Aber laut dem Gesetz müsse dieser Wechsel nur alle 20 Jahre stattfinden. "Dadurch wird diese Regel sofort konterkariert. Sie wurde offenbar nur geschaffen, um sie nicht gleich anwenden zu müssen. Hier werden die Gesetzgeber, die Politiker, ihrer verantwortungsvollen Aufgabe nicht gerecht. Es muss ein echtes Interesse an einer Trennung bestehen", kritisiert Höhne.


pressetext.redaktion,
Georg Haas



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