Testosteron treibt Aktien-Blasen an


London, ON (21.08.2017) -

Börsenparkett:
Testosteron macht Probleme
(Foto: Perpetual Tourist, flickr.com)

Das Börsenparkett ist seit jeher und bis heute vor allem eine Männerdomäne - und genau das dürfte für spektakuläre Blasen und Crashes mitverantwortlich sein. Darauf deutet eine aktuelle Studie hin. "Wir haben gezeigt, dass exogen erhöhtes Testosteron bei Männern zu höheren Bietpreisen und Asset-Preisblasen führt", sagt Amos Nadler, Professor für Finanzwissenschaft an der Ivey Business School https://ivey.uwo.ca an der University of Western Ontario. Diese Fehlbewertungen führen dann bis zum Crash.

Handels-Experiment

"Unsere Ergebnisse zeigen den Effekt eines bestimmten Hormons, Testosteron, auf männliche Trader in einem experimentellen Markt", erklärt Adler. Denn für die Studie haben die Forscher 140 männliche Teilnehmer auf einem simulierten Börsenparkett handeln lassen. Vor den einzelnen Börsensitzungen des Experiments hat jeweils ein Teil der Teilnehmer ein Testosteron-Gel bekommen, der Rest ein Placebo. So konnte das Team einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Hormon und Fehlbewertungen bei Finanzanlagen nachweisen.

Test-Händler, die Testosteron erhalten hatten, haben Preise in die Höhe getrieben und den Wert von Aktien anders wahrgenommen, obwohl der tatsächliche Kurswert bekannt war. "Wir haben auch gezeigt, dass diese Veränderungen bei Kauf- und Verkaufsdruck zu Blasen und darauffolgenden Crashes führen", betont Nadler. Das verabreichte Testosteron erhöht der Studie zufolge dabei sowohl die Größe als auch die Langlebigkeit von Aktienblasen.

Feedbackschleifen unterbrechen

Nach Ansicht von Nadler sollte sie der Finanzbranche zu denken geben, da durch den biologischen Faktor Testosteron offenbar das Kapitalrisiko für Unternehmen und das Marktrisiko allgemein steigt. "Unternehmen könnten von einem besseren Verständnis profitieren, wann und wie Hormone ihren Einfluss ausüben - beispielsweise durch außerordentlich positive Feedbackschleifen, die nicht von fundamentalen oder technischen Indikatoren gestützt werden", sagt Nadler. Die einfachste Empfehlung wäre, solche Feedbackschleifen zu unterbrechen, um das Risiko unausgewogener Entscheidungen zu senken.

Die Studie "The Bull of Wall Street: Experimental Analysis of Testosterone and Asset Trading", an der auch Wissenschaftler der University of Oxford https://www.ox.ac.uk sowie mehrerer US-Hochschulen beteiligt waren, wird im Journal "Management Science" https://pubsonline.informs.org/journal/mnsc erscheinen.



Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com



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