Rekordzahl an Handelsbarrieren belastet EU


Brüssel (17.06.2019) -

Frachtschiff:
EU-Handel leidet unter Handelsbarrieren
(Foto: pixabay.de/1588877)

Die EU-Kommission http://ec.europa.eu kritisiert in ihrem aktuellen "Trade Barrier Report" zu viele internationale Handelsbarrieren, die für EU-Unternehmen Schäden in Milliardenhöhe bedeuten. Laut den Experten wurden im vergangenen Jahr in Drittstaaten 45 entsprechende neue Maßnahmen eingeführt. Derzeit gäbe es 425 ungerechtfertigte Hemmnisse für Handel und Investitionen - ein neuer Rekord.

Russland und China plagen EU

"Wenn man Märkte über Zölle schützt, muss man sich immer die Frage stellen, worum es einem dabei geht. Grundsätzlich ist freier Handel gut und richtig, der Abbau von Zöllen führt dazu, dass die Preise sinken, was gut für Produzenten und Konsumenten ist. So lautet die Idealvorstellung, die funktioniert allerdings nicht immer. Bei heutigen Handelsabkommen steht immer mehr im Fokus, die Großkonzerne zu entlasten, nicht die Verbraucher", sagt Sabine Stephan, Referentin für Ökonometrie am Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung http://boeckler.de , im Interview mit pressetext.

Ein prominentes Beispiel für solche Hindernisse seien die US-Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumexporte. Die meisten Barrieren würden allerdings aus Russland und China kommen. Kürzlich wurden laut der EU-Kommission von China aus etwa 37 für den Handel hinderliche Maßnahmen gesetzt, von Russland 34. Den aktuellen Zahlen nach hatten im vergangenen Jahr insgesamt 59 Staaten Handelsbarrieren in Kraft.

EU muss sich selbst verteidigen

"Bei Zöllen muss man immer ihren Kontext sehen. Die USA beispielsweise verfolgen mit ihren Strafzöllen die Absicht, eine radikale Öffnung der ausländischen Märkte zu bewirken. Im Streit mit China dagegen wollen sie verhindern, dass die Volksrepublik die neue Großmacht im Welthandel wird. Die EU darf sich bei all diesen Streitigkeiten nicht auf Provokationen einlassen. Zölle werden auf jeden Fall kommen, die EU muss sich überlegen, wie sie darauf reagiert", meint Stephan.

"Angesichts der wachsenden Zahl außenwirtschaftlicher Spannungen und protektionistischer Maßnahmen muss die EU die Interessen heimischer Unternehmen auf dem globalen Markt verteidigen", meint EU-Handelskomissarin Cecilia Malmström. Sie sagt aber auch, dass die EU durchaus erfolgreich gegen ungerechte Handelspraktiken vorgeht. So seien seit Ende 2014 insgesamt 123 Barrieren abgebaut worden, nachdem die EU interveniert hatte. Das habe 2018 zusätzliche EU-Exporte im Gegenwert von etwa sechs Mrd. Euro ermöglicht.



Georg Haas,
haas@pressetext.com






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