Narzisstische Chefs verschlimmerten Finanzkrise


Tilburg (05.05.2017) -

Krise: Hochmut kommt vor dem Fall
(Foto: pixelio.de, Dr. Klaus-Uwe Gerhardt)


Übermäßige Eigenliebe und eine überhöhte Selbsteinschätzung bei Menschen in Führungspositionen können viel Schaden anrichten. Das hat ein Team rund um die Wissenschaftlerin Tine Buyl von der niederländischen Universität Tilburg https://tilburguniversity.edu anhand der Finanzkrise im Jahr 2008 nachgewiesen. Dazu sahen sich die Forscher die Persönlichkeitsstruktur und das Entscheidungsverhalten von 92 Banken-Chefs im Zeitraum von 2006 bis 2014 an.

Banken erholen sich langsamer

Vor der Finanzkrise zeichneten sich bei besonders narzisstischen Chefs bereits einige Investitionstrends ab: Sie pumpten mehr Geld in Derivate mit hohem Risiko. Wenn es innerhalb der Bank auch noch Anreize gab, die die Risikofreudigkeit belohnten - wie zum Beispiel ein Aktienbezugsrecht - wurde das Verhalten der narzisstischen Chefs noch gieriger. Der negative Effekt wurde lediglich abgefangen, wenn es im Vorstand sehr erfahrene und unabhängige Direktoren gab.

Selbstverliebte CEOs waren in Kombination mit schlechten Grundsätzen der Unternehmensführung für das Wohl der Banken sehr gefährlich: Die zumeist risikofreudigen Entscheidungen führten dazu, dass die Finanzinstitute leichter verletzbar wurden. Durch das Fehlen von internen Absicherungen brauchten sie zudem länger, um sich wieder von der Finanzkrise zu erholen.

Troubled Asset Relief Program

Das Troubled Asset Relief Program, das von George W. Bush unterzeichnet wurde, um den Finanzsektor zu stabilisieren, könnte laut den Autoren gar keine so gute Idee gewesen sein. Sie schreiben, dass diese Finanzspritze "in Wahrheit die exzessiven, hochriskanten Strategien der narzisstischen Chefs" finanziert hat.



Marie-Thérèse Fleischer,
fleischer@pressetext.at



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