Leistungsbezogene Bezahlung hat "dunkle Seite"


St. Louis (29.03.2016) -

Lohntüte:
Manager tricksen oft für Boni
(Foto: pixelio.de, Siegrfried Fries)

Eine leistungsbezogene Entlohnung von Top-Managern hat eine "dunkle Seite" in Form von Mikromanagement, so eine Studie der Washington University in St. Louis https://wustl.edu . Denn: Um gesteckte Performance-Ziele zu erreichen, werden demnach die Erträge offenbar oft durch kurzfristige Maßnahmen wie kleine Einschnitte bei Forschung und Entwicklung geschönt. Solches Mikromanagement kann demnach negative Auswirkungen für langfristige Unternehmensziele und den Aktionärswert haben.

Kleine Manipulationen

Wenn Aktiengesellschaften ihre gesteckten Ziele erreichen, freut das Investoren meist. Doch sollten Anteilseigner wohl hinterfragen, wie es dazu kam. Denn der Studie, die Finanzberichte von 750 großen Unternehmen unter die Lupe genommen haben, kommt es gerade bei Firmen mit leistungsorientieren CEO-Bezügen wohl oft zu kleinen Manipulationen bei den Erträgen. Denn dadurch gelingt es, einkommensrelevante Ziele wie den Gewinn pro Aktie gerade noch zu erreichen. "Es gibt in unseren Ergebnissen keine Hinweise auf Betrug", beruhigt Todd Milburn, Professor für Finanzwesen in St. Louis. Doch steht zu befürchten, dass die kleinen Tricks langfristig schaden.

Die dunkle Seite leistungsbezogener Bezahlung sind demnach eher unerwünschte Nebenwirkungen des Fokus auf kurzfristige Ziele. Gängig sind Milbourne zufolge Kürzungen bei Forschung und Entwicklung oder Werbung, um kurzfristig die Profite steigen zu lassen. Wenn es freilich immer wieder zu solch kleinen Kompromissen kommt, wirkt sich das langfristig negativ aus, so die Forscher. Neben breiter gesteckten Unternehmenszielen leidet dabei letztendlich auch der Aktionärswert.

Viele knappe Erfolge

Den Forschern zufolge ist es schwer, Infos über leistungsbezogene CEO-Entlohnung zu finden. Doch hat sich bei der Analyse der Zahlen von 750 Großunternehmen aus den Jahren 1998 bis 2012 gezeigt, dass Performance-Ziele unverhältnismäßig oft knapp erreicht werden - und vielfach um genau einen Cent beim Gewinn pro Aktie. Eine genauere Analyse habe dann gezeigt, dass es eben zum aktiven Management der Geschäftsberichte kommt, so Radhakrishnan Gopalan, Professor für Finanzwesen an der Washington University.

Es wäre dem Team nach sinnvoll, die Gestaltung von leitungsorientierer CEO-Entlohnung zu überdenken. "Ein Fokus auf bestimmte Performance-Metriken ist an sich nichts Schlechtes", betont dabei Gopalan. Allerdings wäre es sinnvoll, die Bezahlung der Manager nicht so sehr an einzelne kurzfristige Ziele zu koppeln. "Schaffen Sie Anreize für den CEO, sich auf jene Metriken zu konzentrieren, die Aufsichtsrat und Anteilseignern wichtig sind - durch Boni, die von mehreren Leistungsindikatoren abhängen", rät der Ökonom.


pressetext.redaktion,
Thomas Pichler



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