Investor Relations werden strategisch


Frankfurt (24.05.2016) -

Investor Relations in Bewegung
(Foto: Fotodienst / Andrea Ganshorn)

Das Bild des Investor Relations Managers in börsenotierten Unternehmen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Anstelle der reinen Vermittlerfunktion zwischen Investoren, Analysten und Unternehmen treten zunehmend strategische und beratende Aufgaben. Darüber waren sich Kapitalmarktexperten beim Deutschen Investor Relations Kongress (DIRK) einig, der am Montag in Frankfurt eröffnet wurde. Der Kongress dient der alljährlichen Bestandsaufnahme der Investor Relations Branche, die weiter an ihrem Selbstverständnis feilt. https://www.dirk.org

David Frink, CFO von der Gerry Weber AG stellte klar, dass Unternehmen ihre Strategie nicht an Markterwartungen ausrichten sollten und ihre Zukunft nicht für kurzfristige Erfolge verkaufen dürften. "Soundings" vom Kapitalmarkt reinzuholen macht Sinn, aber sich von Investoren durchs Dorf jagen zu lassen, das ginge zu weit. Das wichtigste Gut sei "Vertrauen", und Kommunikation nach außen eine Bringschuld. Der IR-Manager sei Partner und Sprecher des Vorstands. Sein "Standing" muss er selbst erarbeiten. https://www.gerryweber-ag.de

Der Portfoliomanager Ingo Speich betonte die gestiegenen Erwartungen von Investoren. Von IR-Verantwortlichen wird erwartet, dass sie vorausschauend agieren und in der Lage sind, vorhandene Informationen richtig zu verarbeiten und in einen offenen Dialog zu treten. Man sollte mehr auf Investoren hören, forderte Speich, und dabei nicht nach ihrer Herkunft unterscheiden. Denn heute sei das Risiko wesentlich höher, dass sich Investoren zusammenschließen und abstimmen (Collaborative Engagement), da sei viel Bewegung im Hintergrund. https://www.union-investment.de/

Der IR- und Kommunikationsberater Harald Kinzler befand, dass IR-Verantwortliche in vielen Fällen mit administrativen Aufgaben so zugedeckt sind, dass sie die strategische Rolle gar nicht ausspielen könnten. Dabei genügten oft wenige Minuten pro Tag zur Abstimmung mit dem Vorstand. "Es geht darum, die Außensicht nach innen zu tragen und umgekehrt zu verstehen, wie man die Strategie und die Gedankengänge des Vorstands nach draußen bringt", sagte Kinzler. "Da beginnt der Beraterjob." https://www.cnc-communications.com/

Einbeziehung des Aufsichtsrats umstritten

Über die Einbeziehung des Aufsichtsrats in die IR-Arbeit gab es unterschiedliche Ansichten. Während Frink sich strikt dagegen aussprach, sagte Speich, der Trend laufe eindeutig auf ein Involvement hinaus, da bestimmte Themen wie Vorstandsvergütung oder Vorstandsbesetzungen eben Aufsichtsratsthemen seien. Der IR-Verantwortliche müsse hier alles tun, um eine Brückenfunktion wahrzunehmen. Und er muss aufpassen, nicht zwischen die Fronten zu kommen. Der IR-Manager sei auch Mediator, müsse Kontakte halten und Strömungen aufnehmen können.

Big Data keine Gefahr

Grundsätzlich war sich die Podiumsrunde einig, dass Konsistenz im Management und in der Strategie wesentliche Erfolgsfaktoren für Unternehmen sind. John Paul O'Meara von der Adidas AG https://www.adidas.de brachte in diesem Zusammenhang den "Big Data"-Faktor zur Sprache. Der für Long-Term Strategy und Business Development zuständige IR-Profi sagte, er glaube nicht an die große "Big Data Zukunft", sondern an die Kraft des Verstandes und des Denkens (Power of Mind, Power of Thinking). "Märkte seien nicht effizient, und Unternehmen werden von Menschen geführt, nicht von Computern", beruhigte der Adidas-Manager.



pressetext.redaktion,
Dr. Wilfried Seywald



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