Indien: Mittelklasse sorgt sich um Wirtschaftsflaute


Neu-Delhi/Wien (27.08.2013) -

Skyline von Mumbai:
Motor gerät ins Stocken
(Foto: flickr/Deepak Gupta)

Die indische Wirtschaft strauchelt und sieht sich mit immensen Problemen konfrontiert. Der einstige wachstumsorientierte Hoffnungsträger braucht eine Verschnaufpause. Wie lange diese dauert, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind so schlecht wie seit langen nicht mehr. Der Mittelklasse bereitet dies große Sorgen. Hinzu kommen erschreckende Meldungen über brutale Gruppenvergewaltigungen.

Konjunktur deutlich abgekühlt

Für Indien-Experte Wolfgang Bergthaler https://indische-wirtschaft.de gibt es an der Verfasstheit der indischen Volkswirtschaft nichts zu beschönigen, wenngleich er aber auch die Rolle der Medien kritisch hinterfragt. "Die Lage Indiens ist derzeit nicht gerade rosig. Gleichzeitig übertreiben aber auch die Medien in ihrer Berichterstattung und stellen die gegenwärtige Situation des Landes schlechter da als sie tatsächlich ist", erklärt Bergthaler im pressetext-Interview. Vor allem Kleininvestoren würden davon abgeschreckt.

Das Wirtschaftswachstum hat auf dem Subkontinent einen deutlichen Gang zurück geschaltet. Das jährliche Plus beim Bruttoinlandsprodukt beträgt für indische Verhältnisse nur mehr magere fünf Prozent - ein Wert, den man vor rund zehn Jahren zum letzten Mal gesehen hat. Im Durchschnitt lag die Wachstumsrate in den vergangenen Jahren bei konstanten zehn Prozent. Gegenüber dem britischen Guardian kritisiert Experte Jayati Ghosh die Wachstumsstrategie der Regierung. Diese habe sich nur auf die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in Form des BIP-Wachstums konzentriert, anstatt den Fokus auf Beschäftigung und Löhne zu setzen.

Preissteigerung belastet Konsumenten

Bergthaler sieht die Situation ähnlich. Von den hohen Wachstumsraten der Vorjahre hätten nur zehn Prozent der Bevölkerung profitiert. Für den Rest sei die Situation ohnehin gleich geblieben. Neben der sich abkühlenden Wirtschaft belastet einen immer größer werdenden Teil der indischen Bevölkerung auch die Teuerung in vielen Bereichen - angefangen bei Nahrungsmitteln über Transport bis hin zu Strom und Gas. Die Inflation steigt und die ohnehin schon hageren Löhne erleiden einen empfindlichen Realverlust. Die Rupie - Indiens Landeswährung - hat allein in diesem Monat gegenüber dem Dollar ein Sechstel ihres Wertes eingebüßt. Großanleger nehmen zunehmend Abstand von Indien.

Die Verschuldung des öffentlichen Haushalts nimmt zu. Das Handelsbilanzdefizit beträgt derzeit 4,8 Prozent des BIP - Tendenz steigend. Die Regierung scheint unterdessen nicht in der Lage zu sein, Akzente zu setzen - zumindest auf kurze Sicht. Einige große Infrastruktur-Projekte wurden in der Vergangenheit in Angriff genommen. Bis diese aber auch greifen, werden noch einige Jahre vergehen.


pressetext.redaktion,
Sebastian Köberl

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