Der Kampf um die Versicherungsmakler


Wien (24.09.2015) -

Interessierte Käufer
(Foto: fotodienst/Anna Rauchenberger)

In fünf Minuten durch das ganze Universum. Beim ersten "Elevator-Pitch" der Versicherungsbranche haben sich Österreichs große Maklergruppen einem "Beauty-Contest" gestellt und damit für großes Interesse gesorgt. Der 1. Nachfolgetag des Österreichischen Versicherungsmaklerrings (ÖVM) wurde so zum echten Magneten. Über 140 Versicherungsmakler folgten der Einladung von ÖVM, Fachverband und Wiener Städtische Versicherung in den Ringturm.

Bei ihren jeweils fünfminütigen Kurzpräsentationen brachten die fünf Großen ihre Philosophie, ihre Motivation und Zukunftspläne auf den Punkt: Alfred Schönburg von AON, Friedrich Neubrand von Greco, Klaus Koban von der Koban Südvers Group, Josef Graf von EFM sowie Georg Eisenzopf von der SIVAG. Flankiert wurde der Pitch von Fachvorträgen zum Thema Betriebsübergabe und Finanzierung. Dabei wurde rasch klar, nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen. Dass sich die Branche rasant verändert, zeigten die Diskussionen.

Lebenswerk weiterführen

Die Suche nach geeignetem Nachwuchs für den eigenen Maklerbetrieb wird zunehmend schwieriger. Das Durchschnittsalter bei Versicherungsmaklern liegt bei knapp 50 Jahren. "Wenn es uns nicht gelingt, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern, dann stirbt die Branche aus", warnte Thomas Suchoweew vom "Makler Nachfolge Club" Deutschland. Deshalb sei es notwendig, den Generationswechsel nachhaltig sicherzustellen und jemanden zu finden, der ein begonnenes Lebenswerk auch weiterführt. Wichtigster Faktor dabei ist die Zeit. "Fangen Sie einige Jahre vor der eigentlichen Übergabe mit ihrer Planung an und stellen Sie die Verschwiegenheit sicher", so der Rat von Suchoweew. Und gab zu verstehen: "Nicht jeder Bestand passt zu jedem Käufer, und nicht jeder Käufer passt zu jedem Bestand."

"Schwierig, aber lösbar"

Der Verkauf eines Kundenbestands oder des Unternehmens samt Mitarbeiterinnen stellt viele Makler vor technische, juristische und wirtschaftliche Herausforderungen. Gunther Riedlsperger, Bundesobmann der Versicherungsmakler, hat dafür Verständnis. "Ein Bestandswechsel ist schwierig, aber lösbar." In bestimmten Fällen könne es natürlich auch sinnvoll sein, das eigene Unternehmen abzuwickeln. Die Kunden könnten dadurch aber in andere Vertriebskanäle gelangen, und damit an Betreuungsqualität verlieren. Das sei nicht wünschenswert.

Riedlsperger sieht die Zukunft der Versicherungsmakler grundsätzlich positiv, in nahezu allen Bereichen steigen die Marktanteile gegenüber Versicherungsagenturen und dem Direktvertrieb der Versicherungen. Die Kunden schätzen die Unabhängigkeit der Makler, sagte Riedlsperger. Eine Lockerung des Zugangs zum Beruf des Versicherungsmaklers vor dem Hintergrund der Nachwuchsproblematik lehnt er kategorisch ab. Dies hätte negative Folgen für die Beratungsqualität. Nicht die Überalterung sei im Übrigen das Problem, sondern die fehlende Ansprache und Motivation junger Menschen, den Beruf des Maklers zu ergreifen. Das Ziel des Fachverbands ist klar: "Wir wollen die Marktanteile weiter steigern."

Jahrelange Planung wichtig

Ralph Müller, Vorstandsvorsitzender der Wiener Städtischen Versicherung und Gastgeber des Events, bezeichnete Makler als "routinierte Einzelkämpfer" und hob deren große Bedeutung für die Versicherungswirtschaft hervor. Rund die Hälfte des Geschäfts der Wiener Städtischen kommt von Maklern, sagte Müller.

Im Anschluss daran boten Experten einen detaillierteren Blick auf rechtliche und praktische Fragestellungen bei der Bestandsübergabe. Während Steuerberater Herbert Brunner über fiskalische Besonderheiten aufklärte, machte Wirtschaftsanwalt Bernd Trappmaier auf unternehmensrechtliche Aspekte aufmerksam. Unternehmensberater Christian Brandstätter fasste zusammen, worauf es bei der Berechnung des Bestandswerts ankommt. "Vertrauen Sie auf professionelle Unterstützung und bereiten sie sich sorgfältig und frühzeitig vor!"

Auftakt für Nachfolgebörse

Auch auf Käuferseite gibt es knifflige Fragen, zum Beispiel die Finanzierung. Felix Riedl von Riedl Consulting Management & Finanzierung informierte über klassische Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Günther Lindenlaub, CEO von Finnest, erläuterte innovative Crowdfunding-Modelle. Abgerundet wurden die Fachvorträge mit einer detaillierten Erklärung der ÖVM-Nachfolgebörse im Netz. Kaufinteressenten und verkaufswillige Maklerbüros können hier (anonym) unter https://www.follow-me.cc suchen und gefunden werden. Zudem stehen zahlreiche nützliche Funktionen zur Verfügung. Darüber hinaus bietet der ÖVM ein engmaschiges Netzwerk an Beratern und Experten, die Übernahmeprozesse professionell begleiten.

Der Nachfolgetag war der Auftakt einer großangelegten Informationskampagne, die auf dem ÖVM-Forum in Linz einen weiteren Höhepunkt findet. Ziel ist es, den Generationswechsel in der Maklerbranche nachhaltig und reibungslos zu arrangieren. Fotos zur Veranstaltung stehen unter https://fotodienst.pressetext.com/album/3495 zur Verfügung.

Web: https://www.oevm.at


ÖVM - Österr. Versicherungsmaklerring,
Christine Weiländer



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